Licht durch Schatten - Dialektik des Sehens
Zum 75. Geburtstag: Malerei von Jochen Stankowski
2015: Heinz Weißflog, DNN, 11.6.2015
Eine weiße Zacke schneidet den dunkelblauen Himmel: Das weiß getünchte Haus unter hohem Firmament ergibt im südlich strahlenden Licht ein konstruktivistisches Motiv. Jochen Stankowski ließ sich 1995 auf einer Reise in das nordafrikanische Land davon inspirieren und brachte eine Serie von Entwürfen mit, die er "Licht durch Schatten" (auch eine Reihe von Miniaturen und Skizzen in der Virtine) nannte: Das weiße tunesische Haus, das helle, scharfe Schatten wirft.
"Die Verwandlung von Häuserbildern in geometrisch-konstruktive Werke haben bereits die malerischen Pioniere der 20er Jahre erprobt, etwa Walter Dexel, ja selbst Paul Klee. Die weißen nordafrikanischen Städte haben für das Auge des Malers die Anmutung einer Sonnenuhr mit ständig sich wandelnden Licht-und Schattenfeldern" (Stephan von Wiese, Laudator). So sind es immer wieder Anlässe aus der Realität (vor allem Landschaften), die das geometrisch-konstruktive Schaffen des gelernten Gebrauchsgrafikers, Buch-, Signé,- Einbandgestalters und Designers angeregt und bestimmt haben. Nun stellt der seit 1998 in Dresden lebende Künstler zu seinem 75. Geburtstag in der Galerie K Westend über 50 Arbeiten in einer Retrospektive aus.
Das Werkverzeichnis seiner angewandten Arbeiten beinhaltet Entwürfe, Zeichnungen, Grafiken von der Anzeige, dem Flugblatt, dem Plakat bis zur Zeitung, zum Buch, zum Internet. Die berufsbedingte Arbeit in der Werbung trifft an einer Schnittstelle auf die freie Kunst. Er bezeichnet sich selbst als "Zeichensteller", als einer der Zeichen herstellt und damit an den Schriftsteller oder an den Schausteller erinnert, aber auch den Fallensteller assoziiert. Im persönlichen Statement heißt es auch: "Es geht ihm um die visuelle Zeichensprache, um die Suche nach Formen, der er zum Sprechen bringt. Man erblickt das zuvor Nicht-Gesehene. Jede Form löst eine Empfindung aus."
In der Ausstellung vor Ort überrascht die freie konstruktive Malerei mit Beispielen von verschiedenen thematischen Serien, zum Quadrat, Experimente mit Linie und Fläche (Metamorphosen, darunter ein originelles Spiel mit vier Linien), die Rechteckbilder "Verwandlungen" und die Übermalungen von Fotografien (darunter konstruktive Eingriffe in diverse fotografische Landschaftsmotive und eine Brücke im Wörlitzer Park).
Ein aus hunderten von Dreiecksplittern bestehende Komposition in Blau, Grau und Weiß führt die Reihe von Bildern an, die Stankowski "Fraktal Insel" (2007) nannte. Es sind gebrochene Formen, spiegelsplitterartig hingebreitet wie aufgebrochenes Eis, großzügig auf das Bild gebracht.
Unter der Rubrik "Dialektik des Sehens" ist von 62 Bildern aus den Jahren 1986-2006 ein besonderes ausgestellt: Eine blaue Diagonale führt auf leuchtend gelbem Grund von links oben nach rechts unten durch sich staffelnde, plastisch wirkende Vierecke mit gestuften Grauwerten von Weiß bis Schwarz. Zwei Blätter aus der Serie "Aufbruch" (1999) stellen die Kreisform in den Mittelpunkt, rote züngelnde Flammen oder Keime, die aus einem schwarzen Kern herausbrechen.
Die jüngste Arbeit "Augenblick" (2015) bildet in der Ausstellung ein Pendant zur ältesten Arbeit des damals 17 Jährigen von 1957. Beide, Anfangs-und Zielpunkt der Präsentation, gehören zusammen: Der junge Künstler, noch tastend und suchend in etwas ungelenken Formen auf gelbem Grund, der reife Künstler mit einer in allen Dingen bewanderten, perfekt ausgeführten Formensprache der sich farbig auffächernden Quadrate, begegnen sich hier auf anschauliche Weise.
"Die Verwandlung von Häuserbildern in geometrisch-konstruktive Werke haben bereits die malerischen Pioniere der 20er Jahre erprobt, etwa Walter Dexel, ja selbst Paul Klee. Die weißen nordafrikanischen Städte haben für das Auge des Malers die Anmutung einer Sonnenuhr mit ständig sich wandelnden Licht-und Schattenfeldern" (Stephan von Wiese, Laudator). So sind es immer wieder Anlässe aus der Realität (vor allem Landschaften), die das geometrisch-konstruktive Schaffen des gelernten Gebrauchsgrafikers, Buch-, Signé,- Einbandgestalters und Designers angeregt und bestimmt haben. Nun stellt der seit 1998 in Dresden lebende Künstler zu seinem 75. Geburtstag in der Galerie K Westend über 50 Arbeiten in einer Retrospektive aus.
Das Werkverzeichnis seiner angewandten Arbeiten beinhaltet Entwürfe, Zeichnungen, Grafiken von der Anzeige, dem Flugblatt, dem Plakat bis zur Zeitung, zum Buch, zum Internet. Die berufsbedingte Arbeit in der Werbung trifft an einer Schnittstelle auf die freie Kunst. Er bezeichnet sich selbst als "Zeichensteller", als einer der Zeichen herstellt und damit an den Schriftsteller oder an den Schausteller erinnert, aber auch den Fallensteller assoziiert. Im persönlichen Statement heißt es auch: "Es geht ihm um die visuelle Zeichensprache, um die Suche nach Formen, der er zum Sprechen bringt. Man erblickt das zuvor Nicht-Gesehene. Jede Form löst eine Empfindung aus."
In der Ausstellung vor Ort überrascht die freie konstruktive Malerei mit Beispielen von verschiedenen thematischen Serien, zum Quadrat, Experimente mit Linie und Fläche (Metamorphosen, darunter ein originelles Spiel mit vier Linien), die Rechteckbilder "Verwandlungen" und die Übermalungen von Fotografien (darunter konstruktive Eingriffe in diverse fotografische Landschaftsmotive und eine Brücke im Wörlitzer Park).
Ein aus hunderten von Dreiecksplittern bestehende Komposition in Blau, Grau und Weiß führt die Reihe von Bildern an, die Stankowski "Fraktal Insel" (2007) nannte. Es sind gebrochene Formen, spiegelsplitterartig hingebreitet wie aufgebrochenes Eis, großzügig auf das Bild gebracht.
Unter der Rubrik "Dialektik des Sehens" ist von 62 Bildern aus den Jahren 1986-2006 ein besonderes ausgestellt: Eine blaue Diagonale führt auf leuchtend gelbem Grund von links oben nach rechts unten durch sich staffelnde, plastisch wirkende Vierecke mit gestuften Grauwerten von Weiß bis Schwarz. Zwei Blätter aus der Serie "Aufbruch" (1999) stellen die Kreisform in den Mittelpunkt, rote züngelnde Flammen oder Keime, die aus einem schwarzen Kern herausbrechen.
Die jüngste Arbeit "Augenblick" (2015) bildet in der Ausstellung ein Pendant zur ältesten Arbeit des damals 17 Jährigen von 1957. Beide, Anfangs-und Zielpunkt der Präsentation, gehören zusammen: Der junge Künstler, noch tastend und suchend in etwas ungelenken Formen auf gelbem Grund, der reife Künstler mit einer in allen Dingen bewanderten, perfekt ausgeführten Formensprache der sich farbig auffächernden Quadrate, begegnen sich hier auf anschauliche Weise.
Jochen Stankowskis Themen sind immer vielgestaltig und einfallsreich realisiert. Themen aus Kunst, Wissenschaft, Literatur, Sprache, Natur und Mathematik begegnen sich in einem abstrakten Endpunkt, in dem alles eins wird und wo sich plötzlich die alle Disziplinen überschreitenden Gesetze offenbaren. Stankowski führt alle Dinge auf eine allgemeine Gesetzmäßigkeit zurück und ergründet den Zusammenhang aller Zweige des Wissens. Das kann nur die Sprache der konstruktiv-geometrischen Kunst, die puristische Form einer Malerei, die alle Formen bis auf ihren elementarsten Kern reduziert und fast magisch das Universumn spiegelt und umfasst, wie einst der russische Revolutionskünstler Malewitsch mit seinem schwarzen Quadrat. ...