Det-Art kreiert aus Kreis und Quadrat
13 Stuttgarter Grafiker zeigen in Bochum formale Malerei
1967: Westfälische Rundschau, 25. Februar 1967
Abb: Jochen Stankowski, Siebdruck, 65 x 65 cm, 1965
Kreis und Quadrat dominieren in der Ausstellung "Determinierte Formen", die im Bochumer Haus Michael gezeigt wird. Viele, oft schwer enträtzelnde Systeme beinhaltet diese Malerei. Der Produzent entscheidet sich für eine bestimmte Form, deren Variation in Reihung und Progression andere Figuren schafft, immer die Grundform enthaltend. Die Form determiniert also das Bild, wie wohl die Form auch selbst determiniert ist. ...
In allen Genres versucht sich Jochen Stankowski: sowohl Plastiken, wie Schwarzweißformen, Op-Art-Bilder wie kinetische Objekte finden sich von ihm. ...
Eine kleine, aber vielfältige Schau möglicher Variationen und Materialien unter dem Stichwort "determiniert", wie man sieht. Das Niveau ist beachtlich, und die Arbeiten können sich durchaus mit denen groß aufgemachter Ausstellungen messen.
Zur theoretischen Auseinandersetzung mit solchen Kunstrichtungen hatten die Veranstalter den Pariser Informationstheoretiker Prof. Moles eingeladen. In seinem gut besuchten Vortrag setzte Prof. Moles diese Art der Gestaltung in harten Gesetzmäßigkeiten von den weichen Formen der Natur ab. Mit solchen Darstellungen habe der Künstler eine neue Freiheit gewonnen, weil er sie einsetze als 'das Bewußtsein der Determinismen'. Er findet, gefangen in den vielfachen Bedingungen seiner Umwelt, eine neue Art der Kunstfreiheit: Freiheit zu kombinieren, zusammenzusetzen, genaue Freiheit des Aufbaues. In solcher Übernahme der Strukturen unserer technischen Umwelt ist die determinierte Kunst zugleich, die determinierte Welt, und determinierte Welt ist unsere Welt.
Abb. unten: Jochen Stankowski, Kinetisches Quadrat, Weg mal Geschwindigkeit, 60 × 60 × 8 cm, 1965
Ausgehend von einem weißen Quadrat entstehen durch die von einem Motor angetriebenen, kaum merklichen Drehungen der Kreisscheiben immer neue Formen.