Zwischen den Jahrtausenden
Ausstellung in der Deutzer Brücke in Köln
2003: Kölner Stadtanzeiger, 30.12.2003, Jürgen Kisters
Deutzer Brücke Köln: Hohlkastenbrücke aus Spannbeton, Spannweiten: 132 m, Breite: 20,61 m
"Z-Null" - Kölns zeitlich längstes Kunstprojekt - geht in diesem Jahr wie geplant zu Ende. Seitdem es Initiator und Organisator Thomas Behrendt am 27. Dezember 1991 aus der Taufe hob, fanden insgesamt 13 Ausstellungen satt, an denen stets zum Jahreswechsel drei oder vier Künstler beteiligt waren. Nachdem die ersten zwölf Präsentationen in der Galerie Smend und Uekermann, der Evangelischen Studentengemeinde und auf dem Platz an der Mainzer Straße stattfanden, vereint die letzte Ausstellung, dieses mal im Innenraum der Deutzer Brücke, jetzt noch einmal Arbeiten aller Künstler, die bis dahin teilnahmen.
Bewußt "Zwischen den Jahrtausenden angesiedelt" sollte durch das Projekt grundlegende Fragestellungen der menschlichen Existenz angesprochen werden. Also: die Erfahrung von Raum und Zeit unter modernen gesellschaftlichen Bedingungen, das Zusammenspiel von Mensch und Universum, Lebenszyklen und Kontinuität. Anders ausgedrückt: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. ...
Gegliedert nach den Themen "Trennung, Neubeginn, Rückkehr" haben die 27 Künstler einen dichten Parcours aufgebaut, auf den schwebenden Vorhänge fliegende Fische rätselhaft leuchten lassen (Jo Pellenz), malerisch abstrahierende Stromschnellen die Augen verwirren (Jo Karl), mobile Forschungslabors den Weg versperren (Rolf Hintterecker), zwölf malerische Flächen-Verschiebungen die Zwischen-Räume unserer Erfahrung ausloten (Jochen Stankowski) und Spuren von Mündern (Manuela Krekeler-Marx) und von Porzellanhäuten (Gillian Gocking) am Fußboden den künstlerischen Weg weisend. ...
Durchweg stimmig im Verhältnis von Inhalt und formaler Inszenierung ist dagegen der ebenfalls zum Z-Null-Projekt gehörende "Silbentanz", der oben auf der Deutzer Brücke stattfindet. Auf sechzig dreiteiligen Fahnen flattern dort sechzig kurze Gedichte in zwanzig verschiedenen Sprachen im Wind. Eine gelungene Belebung des Kölner Alltags mit den Mitteln von Kunst und Literatur. Organisator Thomas Behrendt, der das Z-Null-Projekt mit beharrlichem Engagement und viel Herzblut über 13 Jahre brachte, kann also mit Recht stolz sein. Und: Nachahmer sind dringend gesucht.
Abbildungen:
Determiniert, 2002, Acryl auf Leinwand, je 70 × 70 cm
Gruppieren, 2002, Acryl auf Leinwand, je 70 × 70 cm
Beziehung, 2002, Acryl auf Leinwand, je 70 × 70 cm