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Verschränkte Kreise und Quadrate in Reihe
Intef zeigt konkret-konstruktivistische Kunst
2011: FAZ, 18. Oktober 2011, höv.

Abb.: Grafik von Jochen Stankowski

Das Institut für Neue Technische Form (Intef) am Darmstädter Friesenplatz zeigt Beispiele für die konkret-konstruktivistische Kunst. Diese Richtung ist am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden und spielt mit den geometrischen Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis sowie mit Grundfarben, wie die Kuratorin der Schau sagte, die Kunstwissenschaftlerin Heidi Bierwisch. Aus diesen Grundelementen ergeben sich immer wieder neue Variationsmöglichkeiten. Gezeigt würden Beispiele von 87 Künstlern aus elf europäischen Ländern.

Diese Auswahl sei hervorgegangen aus einem Projekt des Erfurter Vereins Forum Konkrete Kunst, bei dem die Kunstwerke in Verkaufsräumen und Schaufenstern von Kaufhäusern, Restaurants, Cafés, kleinen Läden und Verwaltungsgebäuden in Erfurt gezeigt worden waren, damit die Menschen ihnen auf ihren alltäglichen Wegen begegnen konnten.

Zu sehen sind etwa konzentrische Quadrate in verschiedenen Farben und ineinander verschränkte Kreise in Rot und Blau. Mal wird ein Quadrat im Goldenen Schnitt in verschiedenen Farben geteilt, mal wird ein orangefarbenes Quadrat in einen goldenen Kreis gestellt. Quadrate finden sich immer wieder, etwa in Reihen, in denen sich orangefarbene und graue Elemente abwechseln. Mal stehen sie gerade nebeneinander, mal mehr oder weniger stark versetzt.

Von der "Vielfalt der Möglichkeiten bei Reduktion der Mittel" sprach Jörg Stürzebecher, Dozent und Mitglied des Vereins, der das Intef trägt. Der Begriff "konkrete Kunst" sei durchgesetzt worden von dem Schweizer Künstler und Produktgestalter Max Bill, der in den zwanziger Jahren am Bauhaus in Dessau studiert hatte, wo zu dieser Zeit unter anderen Wassily Kandinsky lehrte. Der Begriff sei im Jahr 1923 zum ersten Mal in einer Zeitschrift erwähnt worden, als Zitat aus der Hegelschen Philosophie. Anders als andere Stile halte sich diese Kunstrichtung schon seit mehr als 80 Jahren. Nur in der DDR habe es die Richtung schwer gehabt, denn der "sozialistische Realismus" habe dort stets im Vordergrund gestanden.

Außerdem sind im Intef Produkte aus dessen Sammlung aus der Nachkriegszeit ausgestellt. Manche der Desígnobjekte wirken, als ob die Grafiken ins Dreidimensionale übersetzt worden seien, zum Beispiel die zylindrischen Kaffeetassen und Suppenteller. Bei einer Küchenuhr wirken das größere Zifferblatt und die kleinere Eieruhr darunter wie Variationen des Kreise.

Foto: Forum Konkrete Kunst (1993-2016) in der Peterskirche Erfurt, Bild rechts von Friedrich Kracht