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Plakate gehören an die frische Luft
Martin Stankowski im Gespräch mit Andi Goral
2021: report-k, November 2021

hören: https://www.report-k.de

In der Kölner Südstadt in einem Gebäude sind sie angeschlagen, Plakate der Ausstellung 'Anschläge von Jochen und Martin Stankowski', in der Horbach Stiftung. Eine Ausstellung, die nicht nur wegen der gehängten Plakat-Kunstwerke sehenswert ist, sondern für einen Diskurs steht, der geführt und der durch die Ausstellung eigentlich eröffnet werden muss.

Es ist ein Diskurs über Kommunikationsblasen, öffentlichen Raum, die Herstellung von Öffentlichkeit und wie wir Meinungsfreiheit und Diskurs leben können in Unabhängigkeit von allzu großen Produktionsmitteln. Und wie Produktionsmittel überhaupt erst geistige Schöpfung in visueller und textlicher Form ermöglichen. Wer die Ausstellung besucht, wird bei manchen Plakaten glauben, diese beleuchten Themen der Gegenwart. Denn das sind Themen, die Köln bewegen: Mieten, Wohnen oder Stadtgestaltung und Stadtgesellschaft. Bei manchen Themen hat sich etwas zum Positiven bewegt, etwa der Frage wie Psychiatrie in der Gesellschaft gesehen und umgesetzt wird. Andere Themen sind unerledigt.

Besonders empfehlenswert ist übrigens auch der Katalog von Jochen und Martin Stankowski (im Verlag der Buchhandlung Franz und Walther König, Köln). Die Plakate und ihre Visualisierung bis hin zu höchster typografischer Kunst mit analogen Gestaltmitteln, die lange vor dem Desktop-Publishing lagen, stammen von Jochen Stankowski. Der spielt eine typografische Sinfonie vor. So ist die Ausstellung nicht nur für politisch Interessierte ein Muss, sondern auch für angehende Designer*innen, die sich inspirieren lassen können, was ein Vergrößerung mit Schwarz-Weiß-Kopierer aus einer mit der Schreibmaschine getippter Type oder einer Bodoni extrafett macht. Dass Jochen Stankowski ein besonderer Könner der Platzierung auf vorgegebenem Flächenmaß ist, versteht sich da von selbst. Für alle, die nicht das analoge Zeitalter miterlebten, eine Vorstellung, wie das früher war: Da wurden Letraset-Buchstaben gerubbelt und das musste beim ersten Versuch sitzen. Könner klebten mit Prittstift, denn auch da gab es keine Korrekturmöglichkeit und die Feiglinge mit Fixogum, da konnte alles korrigiert werden.

Die Texte von Martin Stankowski erweitern den Horizont in textlicher Hinsicht. So schreibt Stankowski zur Ausstellung: „Die Mehrheit der hier dokumentierten Plakate wurde als Meinungsträger im öffentlichen Diskurs verwandt und meistens auch so verstanden: als Medien in einer wachen Demokratie und Gesellschaft.“


Geschrieben – Gestaltet – Gedruckt – Geklebt
AnSchläge  -  5 Jahrzehnte politische Plakate in Köln

 
REPORT-K:  Wir stehen hier in der Horbach Stiftung in der Kölner Südstadt, mitten in der Ausstellung „Anschläge 5 Jahrzehnte politische Plakate“. Wie kam es zu der Idee für die Ausstellung?
MARTIN STANKOWSKI: Das kam eigentlich über eine sächsische Ausstellung. Die meisten dieser Plakate sind ja von Jochen Stankowski, meinem Bruder, gestaltet und die haben im dortigen Käthe Kollwitz Haus im Moritzburg eine Ausstellung von seinen Sachen machen wollen und dann hab ich gesagt, laß uns doch einen Katalog machen. Daraus ist ein Buch entstanden, dass hier bei Walter König verlegt worden ist und dann kam folgerichtig die Idee, lass uns doch die Plakate auch in Köln zeigen.
Es gibt ja hier seit einigen Jahrzehnten das Köln Archiv. Das ist eine alternative Sammlung von Materialien der sozialen kulturellen, der politischen Opposition dieser Stadt, vor allen Dingen aber Printmaterialien wie Bücher, Broschüren, Plakate, Flugblätter. Und aus dem großen Fundus haben wir fast 200 Plakate ausgesucht und die jetzt hier gezeigt.

Wenn man so auf die Plakate schaut und rumgeht in der Ausstellung, dann steht z.B. direkt hinter ihnen „Wer zerstört Köln?“ Wenn man heute die Diskussion um Obdachlosigkeit in Köln, um Immobilien, um "Raum 13" und das Otto-Langen-Quartier in Mülheim sieht, dann hat man das Gefühl, man hat einen Flashback oder man steht sozusagen wieder in der Aktualität selbst. Geht ihnen das auch so oder gibt es einfach Themen, die immer da sind?
Natürlich sind diese Fragen, wie Wohnungsnot und Mieten noch drängender geworden. Die Preise sind gestiegen, die Spekulation hat zugenommen und die Frage bleibt natürlich, wer zerstört heute. Aber nicht die Frage ist entscheidend. Das Entscheidende ist die Antwort und in diesen Plakaten werden auch oft Antworten gegeben. Es werden Firmen genannt, Unternehmen, Banken, Versicherungen. Und das ist heute schwieriger in dieser Auseinandersetzung, weil es anonyme Kapitalgesellschaften sind, Großinvestoren, Versicherungen. Die Knete kommt aus London oder Chicago oder was weiß ich woher und es gibt. Das ist ein großes Thema. Aber ein anderes Thema ist dazu gekommen ist. Das war damals noch nicht so stark, die ganzen klimapolitischen und Umweltfragen. Obwohl es schon sehr frühe Dokumente gibt, etwa zur Braunkohle und dem Hambacher Forst. Aber, in ganz zentrales Thema damals war die geschlossenen Heime, sowohl die Jugendheime, die Kinderheime aber auch die Psychiatrie.  Und genau in diesem Bereich hat es wirkliche Veränderungen gegeben. Diese doch heftigen Angriffe und Interventionen des SSK/SSM in den Landschaftsverband hinein, haben dazu geführt, dass die schlimmsten Einrichtung. wie Brauweiler etwa, geschlossen werden mussten und dass sich, was wir „Gemeindenahe Psychiatrie“ nennen, durchsetzen konnte.
 
Wenn man Plakate sieht, politische Plakate, sie werden heute weniger im öffentlichen Raum, zumindest ist das die Wahrnehmung. Viel wird über Social Media gemacht, auch in der politischen Kommunikation. Das Plakat im öffentlichen Raum ist ja öffentlich sichtbar für alle, nicht wie in einer Blase, wie Social Media, da muss ich ja erst nach suchen, da muss ich hingehen, das muss ich finden. Ist das nicht auch ein Verlust für unsere politische Kultur, dass es heute weniger politische Plakate gibt, vor allem mit inhaltlichen Aussagen? Wenn ich aktuell an den Klimastreik denke, da steht gerade noch das Datum der Demo drauf, aber oft nicht mehr das Thema, der Inhalt. Während ja gerade die Plakate, die wir hier sehen, auch inhaltlich gearbeitet haben.
Das sind zwei verschiedene Aspekte. Die Social Media individualisieren die Rezeption, also man liest oder schaut das allein an. Das ist ein großer Unterschied zu der Wandzeitung, die wir damals gemacht haben, einige Jahre lang, das war ja eine öffentliche Botschaft, Briefe an die Öffentlichkeit, kann man sagen, die gemeinsam rezipiert, gelesen und angeschaut werden konnten, Das andere Problem sind die öffentlichen Flächen. Wem gehört die Stadt? Auch eine der großen Fragen seit den siebziger Jahren. Selbst Bauzäune, die früher normale Klebeflächen waren oder etwa Bahnunterführungen, die gibt es heute nicht mehr. Die Bahn und die Baufirmen vermarkten ihre Zäune. Was zugenommen hat, an Laternen oder an den Ampeln, sind diese kleinen Klebezettelchen, früher Spukis, die man befeuchten musste wie der Name sagt, heute eher auf Folie, die kommen sehr stark aus der Musik- und Punkszene. Aber insgesamt ist es weniger geworden. Nur in Wahlkämpfen gibt es noch politische Plakate, zeitlich begrenzt. Gleichzeitig hat die Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes zugenommen, wenn man etwa von Ströer diese Riesenwerbeschilder sieht,. Es gibt schon noch Plakate, aber das ist kommerziell, die Stadt vermietet den öffentlichen Raum und das verändert natürlich auch die Stadt.
 
Kommen wir noch einmal zum Inhalt. Das Inhaltliche, fehlt das nicht auch? Es ist ja nicht so, dass nur die Flächen fehlen sondern auch die inhaltliche Auseinandersetzung. Wir haben das jetzt aktuell im Bundestagswahlkampf gehabt, ganz aktuell, da wird dann ein Kopf geklebt, aber der Inhalt, die inhaltliche Auseinandersetzung, ist das nicht das, was uns auch fehlt an der Stelle?
Das ist erst mal vom Medium abhängig. Du hast ja bei den Plakaten zwei Dinge. Du hast Information und Agitation, wie wir das früher nannten, also Botschaft und Information. In Bezug auf die Botschaft, würde ich sagen, gibt es das noch, aber diese Plakate zeichnen sich dadurch aus, dass sie ungeheuer informativ sind, dass sie Situationen zeigen, in Bildern, in Fotografie, dass sie Zusammenhänge aufdecken, dass sie Adressen nennen und das alles fehlt heute weitgehend. Das heißt die Zuspitzung, die informatorische Zuspitzung in diesen öffentlichen Medien, und das sind ja Plakate, die ist heute erheblich geringer geworden. Sie ist aber auch schwieriger geworden.

Kommen wir noch einmal zurück zur Ausstellung.  Wie schwierig ist das, aus so einem Riesenfundus, aus fünf Jahrzehnten, auszuwählen und wie geht man da vor? Also, diskutiert man da auch?
Ja, natürlich versucht man das in Gruppen zusammenzufassen. Was waren die Streitpunkte? Zum Beispiel der Bau des Museum Ludwig, das würde ich heute skeptisch sehen, die damaligen Angriffe, die wurden vor allem ökonomisch begründet. Das sei alles zu teuer, aber trotzdem war auch ein antikultureller Aspekt darin. Oder die Frage um die Isolationszellen in der JVA Ossendorf zur RAF-Zeit, oder die Frage der Psychiatrie oder hier des Häuserkampfes. Das haben wir in Themengruppen sortiert und haben dann geschaut, dass wir nie mehr als 6 bis 8 Plakate haben zu jeder Gruppe und dabei dann eine mögliche Vielfalt, in Bezug auf die Information, aber auch in Bezug auf die Gestaltung. Zum Beispiel dieses Plakat „Wer zerstört Köln?“ Das hat natürlich eine ungeheure gestalterische Wucht. Das Foto ist von Gernot Huber, dem wichtigsten Kölner Fotograf der Kämpfe in diesen Jahren, das ist die Erftstraße in Köln, die für die Allianz abgerissen wurde. Heute kann man da hingehen, da sind ja wunderbare Häuser, aber alles langweilige Büros. Es gibt keine Wohnungen mehr an dieser Stelle.
Und dazu diese Schlagzeile, die hat natürlich eine ästhetische Wucht. Das zeichnet alle oder die meisten dieser Plakate aus, eine sehr stringente Typografie. Es ist der Umgang mit der Schrift. Das ist das Spannende. Oft wird die Schrift zum Bild. Wenn ich die Buchstaben nicht nur lesen sondern als Bild wahrnehmen kann, habe ich eine zweite Aussage, eine visualisierte Aussage und das zeichnet viele dieser Plakate aus.
Die Stadtrevue hat mal sehr schön geschrieben, als sie unseren Katalog vorgestellt hat, es gebe schon immer das Problem der Übereinstimmung von Form und Inhalt, also entweder schlägt die Form den Inhalt oder der Inhalt die Form und bei diesen Plakaten sei das zum Teil gelöst. Das ist natürlich ein sehr hohes Lob.

Die Plakate sind teilweise natürlich auch sehr abstrakt in der Tyopographie. Es gibt poetische Ansätze oder eben auch, ich nenne das sprechende oder auch zu hörende Plakate. Es gibt dieses Hurra Plakat das immer lauter wird mit der Schrift. So was sieht man heute immer weniger. Ist das auch ein Verlust an Kultur, was wir da erleben?
Es hat etwas mit dem Handwerk zu tun. Du kannst das genau bei diesem Plakaten sehen. Die allerersten waren mit Schreibmaschine geschrieben und mit Letraset, also mit Reibebuchstaben gestaltet. Das heißt, die Notwendigkeit, mit den einfachsten handwerklichen Mitteln zu gestalten, war erheblich konsequenter und dabei schwieriger, konsequenter heißt, als es heute mit allen Designprogrammen geht. Und du siehst ja auch, nimm mal normale Werbesachen, sowohl die Farbe, vor allem wenn mit negativen Schriftzügen gearbeitet wird oder hellrote, hellgelbe Typen genommen werden, da ist keine gestalterische Anstrengung mehr dahinter. Die digitalen Designprogramme vereinfachen es auf der einen Seite, aber sie simplifizieren es auch. Da ist wenig gestalterische Kraft drin. Das muss nicht immer sein, aber das, was es handwerklich erleichtert, verschlechtert es in der ästhetischen Aussage.

Fehlt da nicht auch ein bisschen der Mut der Macher, dass sie sich auch mal darauf einlassen, mal wieder ein Experiment zu wagen, obwohl ja auch die Verbreitung, wenn man an Digitale Medien denkt, eigentlich den Mut fördern müsste, weil man mehr Möglichkeiten hat? Also schränkt man sich da nicht auch ein, die Gesellschaft auch? Wenn man so manche Plakate sieht, das ist ja schon toll, was da stattfindet, auch typografisch auf der Fläche? Da muss man schon mal 2 Sekunden drüber nachdenken, nicht nur, also das ist das jetzt, sondern da passiert auch was im Kopf.  
Ich glaube der Mut der Macher, wie du das genannt hast, der ästhetischen Macher, hier des Typografen, entspricht dem Mut der Macher, die agiert haben, denn er hat ja für andere gehandelt und die Interventionen, die wir in den Siebziger Jahren erlebt haben, im öffentlichen Raum, waren natürlich immer auch von so einer Dialektik geprägt. Ich muss Reformvorschläge haben, ich muss konkrete Alternativen benennen und gleichzeitig Druck ausüben. Das ist übrigens genau das Dilemma der Grünen, dass mit ihrer Parlamentarisierung der inhaltliche Schritt weiter gegangen ist. Denn warum sollen die Grünen noch intervenieren im öffentlichen Raum, sie sitzen ja im Parlament? Und das bezieht sich auf andere, mit Ausnahme der Klimabewegung, da haben wir das genauso, weil das jüngere Leute sind, die nicht in die Pflicht genommen sind. Der Mut der Macher im ästhetischen entspricht dem Mut der Macher im politischen Sinne.

Eine Frage noch. Was mich begeistert hat von Anfang an, als ich die Ankündigung für die Plakate gesehen habe, dass es auch Platz für die Macher der Plakate, die Drucker gibt.  Also der DruckBetrieb in Köln. Dass ist ja nicht nur der Geist der oben drüber schwebt, und dann kommt der Gestalter raus, also der Macher, sondern dass so viele daran beteiligt sind, dass man den auch einen Raum gibt. Warum?

Das ist relativ simpel zu erklären. Wenn wir heute eine Veranstaltung haben, eine Kultur- oder Politikveranstaltung zum Beispiel, dann kriegen die, die reden oder singen, in der Regel kein Honorar, aber die Techniker, die Bühnentechniker oder die, die  den LKW dahin fahren, die werden bezahlt. Wir hatten ja, als wir die Druckerei 1972 gegründet haben, bereits politische Erfahrung. Deshalb haben wir gesagt, wenn wir weiter politisch agieren wollen, dann wollen wir auch davon leben, indem wir eine Druckerei gründen, indem wir die Dinge, die wir inhaltlich schreiben und grafisch gestalten wollen, auch selber herstellen. Das war der Hintergrund. Wenn wir die Produktionsmittel hatten, da bist du ja relativ mächtig und kannst damit agieren, ich sag mal ein Beispiel: Manchmal haben die SSK-Leute am Nachmittag ein Haus besetzt und kamen dann am frühen Abend zu uns. Wir haben getextet, gestaltet und nachts gedruckt und haben dann morgens um sechs die Plakate geklebt. Die Art der Unmittelbarkeit war eine zentrale Möglichkeit.
Und dann haben wir gesagt, da wir ja die Produktionsmittel besaßen, wir müssen eine Zeitung gründen. Das war das Kölner Volksblatt. Das war unser Medium und wurde zum Zentralorgan dieser vielen Projekte in Köln. Und Köln war ja in der Zeit ein Hotspot der sozialen Bewegungen, der Frauen-, der Friedens-, der Betriebs- der Stadtteilbewegungen und so weiter. Insofern hängt unsere Berufsentscheidung, als Kollektiv eine Druckerei zu gründen und dann als Verleger zu fungieren, sehr eng zusammen.
 
Ich möchte noch eine Frage daran anschließen, die mich bewegt, Wenn man das so hört, dann müssten ja eigentlich Initiativen, die heute Social Media von amerikanischen kommerziellen Konzernen, wie Facebook, nutzen, so etwas selbst gründen, weil man dann auch wieder die Mittel hat, etwas anderes damit zu machen und nicht nur diesen Rahmen zu nehmen, um darin Inhalte zu publizieren, wenn man das noch mal in die heutige digitale Zeit weiterdenkt.
Also ich kenne mich in der digitalen Welt zu wenig aus, um zu beurteilen, in wieweit es dazu kollektive Ansätze gibt. Tun sich etwa junge Menschen zusammen, um gemeinsam solche Produkte zu schaffen? Das ist die erste Frage. Die zweite Frage ist, tun sie sich zusammen, um gemeinsam Dinge in die mediale Öffentlichkeit zu bringen, die einen gesellschaftlichen background haben? Das muss ja nicht immer Politik sein, sondern es können auch andere gesellschaftliche Themen sein. Das dritte ist dann, welche Rezeptionsmöglichkeiten gibt es, wo sind dann gemeinsam Lesende, Rezipierende, Hörende, Schauende, die das wiederum für ihre eigene Arbeit nutzen? Ich kann das nicht genau beurteilen, ich hoffe, das passiert.
 
Wenn man die Ausstellung sieht, dann ist das nicht nur ein historischer Rückblick mit ganz vielen Ideen, die diese Ausstellung gibt, auch Typographen und Gestaltern und die Mut macht, auch denen, die politisch aktiv sein wollen. Sondern, wenn man es mal zusammenfasst: Es ist auch ein Blick in die Zukunft, der Fragen aufwirft, wie kann man solche Dinge, auch politische Agitation, wieder in digitalen Räumen verkollektivieren. Es ist eigentlich eine Ausstellung, die weit in die Zukunft reicht.  

Ja, thematisch ohnehin, Wir haben über die Häuser, die Wohnungen, die Umwelt, das alles gesprochen, aber formal natürlich auch. Wer immer sich mit dem öffentlichen Raum, und Plakate gehören in den öffentlichen Raum, mein Bruder hat mal geschrieben „Plakate gehören an die frische Luft“, wer immer sich damit beschäftigt, muss sich mit der Überstülpung, der kommerziellen Überstülpung des öffentlichen Raumes beschäftigen und das ist nicht nur Gegenwart sondern auch Zukunft. Der öffentliche Raum muß als Gemeingut verstanden werden wie Schulen oder Wasserleitungen. Es ist die Frage, kriegen wir das wieder zurück? Es ist die Frage, welche Verkehrsmittel beherrschen den öffentlichen Raum, wo gilt Privatrecht, wo darf gebettelt, wo darf gesungen werden? Das sind Fragen, die für die Zukunft zu klären sind.

Danke, Martin Stankowski.

Fotografien von Georg Valerius, Köln: Blick in die Ausstellung. Hier mehr.